Erfahrungsbericht von Johanna Halder
Nach meinem Abitur im Jahr 2019 reiste ich zum ersten Mal nach Sambia ins Children´s Nest um dort ein Auslandsjahr zu absolvieren, welches ich leider aufgrund von COVID-19 früher als geplant beenden musste. Dennoch reichte meine Zeit in Sambia aus, um meine Faszination für den afrikanischen Kontinent zu wecken, weshalb ich mich dazu entschloss, den Studiengang „Geographische Entwicklungsforschung Afrikas“ in Kombination mit „Afrikanischem Recht“ in Bayreuth zu studieren. Durch die vertiefte Auseinandersetzung mit Afrika bezogenen Themen denke ich nahezu täglich an meine Zeit im Children´s Nest zurück und für mich stand immer fest – wenn es die Pandemie erlaubt, möchte ich mich erneut auf die Reise nach Sambia begeben.
So kam es, dass ich mich Anfang März ´22 am Flughafen in Frankfurt wiederfand und dem Personal am Schalter voller Vorfreunde meinen Zielflughafen „Livingstone“ nennen durfte. Kurz vor Ankunft mischte sich dennoch etwas Nervosität in meine Euphorie und Fragen wie „Kennen mich überhaupt die Kinder und Jugendlichen noch?“ stellten sich mir. Glücklicherweise waren alle Sorgen unbegründet und ich wurde herzlichst von allen BewohnerInnen des Children´s Nest empfangen.
Besonders freute ich mich außerdem, die aktuellen Freiwilligen kennenzulernen, mich mit ihnen auszutauschen, ihren Tagesablauf mitzuerleben und zu entdecken, was sich seit meiner Abreise im Children´s Nest verändert hatte. Die wohl größte Umgestaltung für mich war, dass ein Teil des Gemüsegartens der neuen Schule gewichen ist und ich durch das damit verbundene Personal viele neue Gesichter kennenlernen durfte. Außerdem leben im Gegensatz zu meinem ersten Aufenthalt mehr Kleinkinder im Children´s Nest, wodurch Aktivitäten wie Wickeln oder Füttern auf dem Programm standen, was für mich eine neue Erfahrung darstellte. Besonders schön (und erwähnenswert) war es hierbei zu sehen, wie liebevoll sich alle Kinder und auch Jugendliche, natürlich zusätzlich zu den BetreuerInnen, um die Jüngsten kümmerten. Ansonsten gestaltete sich der Alltag wie gewohnt aus Kochen, Hausarbeit, die wöchentliche Fahrt zur Farm, Gärtnern, Hilfe beim Schulunterricht und den Hausaufgaben, Besuche auf dem Markt/in der Kirche und vielen unvergesslichen Gesprächen und Erlebnissen. Gerade jetzt in diesem Augenblick wird mir wieder bewusst wie viele tolle Momente ich erleben durfte, weshalb ich im Folgenden über drei meiner unzähligen „Highlights“ detaillierter berichten möchte.
1. Der gemeinsame Kochabend
Im täglichen Gespräch mit den älteren Mädchen des Children´s Nest entstand die Idee, gemeinsam ein Gericht zuzubereiten und uns hierbei über deutsch-sambische Kochtipps auszutauschen. Gesagt, getan! Das gemeinsame Kochen sollte an einem Sonntag stattfinden. Also verabredeten wir uns für den Vortag um gemeinsam die nötigen Zutaten zu besorgen. Wir entschieden uns für Spaghetti Bolognese und nachdem uns die Mädchen gezeigt hatten, welcher Stand auf dem Markt das beste Gemüse und das saftigste Fleisch verkauft, konnte einen Tag später die Aktion beginnen. Als deutschen Geheimtipp gaben wir einen Schuss Öl ins Kochwasser, um zu verhindern, dass die Nudeln am Ende zusammenklebten. Die sambische Ergänzung war ein spezielles Gewürz, welches in die Sauce hinzugegeben wurde. Im Endergebnis konnte eine deutsch-sambische Spaghetti Bolognese serviert werden, welche wir sehr genossen (vor allem da so viel übrigblieb, dass die übrigen „Kids“ ebenfalls probieren konnten)!
2. Ostern im Children´s Nest
Glücklicherweise fiel mein zweiter Besuch im Children´s Nest genau in die Osterzeit. Zuvor hatten mich die aktuellen Freiwilligen bereits gefragt, ob ich nicht Eierfärbemittel aus Deutschland mitbringen könnte, um am Ostersonntag eine Suchaktion nach bunten Eiern für die Kinder und Jugendlichen zu veranstalten. In der Nacht von Samstag auf Sonntag wurden deshalb fleißig Eier gefärbt und im Morgengrauen versteckt. Glücklicherweise entdeckte niemand im Voraus die kleinen Geschenke, denn bevor das große Suchen begann, fand noch der Ostergottesdienst in der Kirche statt. Wieder zurück im Children´s Nest wurde die Aufgabe erklärt und der Nachmittag damit verbracht alle Verstecke ausfindig zu machen. Besonders schön fand ich hierbei (wie auch schon bei der ersten Aktion), dass wir mit der Suchaktion nicht nur ein Stück deutsche Ostertradition teilten, sondern durch den Besuch in der Kirche wieder ergänzend eine sambische Ostererfahrung erleben durften.
3. Eine sambische Hochzeit
Das letzte unvergessliches Ereignis, über welches ich berichten möchte, war, dass ich während meines Aufenthalts eine sambische Hochzeit erleben durfte. Ein Mitarbeiter des Children´s Nest heiratete und die Festlichkeit auf sollte auf dem Gelände der Einrichtung stattfinden. Viele BewohnerInnen des Childrens Nest hatten wie ich noch keine sambische Hochzeit erlebt und dementsprechend groß war die Vorfreude. Um eine unvergessliche Feier zu erleben, packten wir alle mit an. Von gemeinsamem Kochen, dem Aufbauen des Festzeltes, dem einstudieren von Darbietungen - niemand blieb unbeschäftigt. Die anstrengenden Vorbereiten blieben natürlich nicht unbelohnt und gemeinsam erlebten wir eine wunderschöne Hochzeit mit glücklichem Brautpaar, köstlichem Essen, viel Musik und Tanz. Am nächsten Tag rundete eine gemeinsame Aufräumaktion, die gelungene Hochzeit ab.
Viel zu schnell endete mein zweiter Besuch im Childrens Nest und so befand ich mich Ende April wieder auf dem Weg nach Deutschland. Rückblickend hat mir besonders gefallen, dass ich erneut viele Dinge lernen und erfahren durfte, mir jedoch auch einiges noch sehr vertraut vorkam, weshalb ich mich in meinen sambischen Alltag schnell wieder eingelebt hatte. Was mich sehr überraschte war, dass ich mich vor meiner Reise natürlich noch an das „Große Ganze“ meines ersten Besuches erinnerte, mir viele kleine Dinge wie Gerüche, Geschmäcker oder sprachliche Floskeln in Vergessenheit geraten waren, an welche ich mich erst beim erneuten Erleben wieder erinnerte.
Weitere abschließende Worte?
Auf einen zweiten Besuch folgt mit Sicherheit noch ein Dritter...
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